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  • AutorenbildCharlotte Regner

Licht im Schatten

Aktualisiert: 21. Jan. 2021

Heute ist der Tag der Wintersonnenwende. Die Tage werden wieder lichter, die Abende etwas kürzer. Und doch scheint es noch dunkel.



Was haben wir alle in den letzten Wochen und Monaten erfahren, jeder auf seine Weise: Verzicht, Veränderungen im Lebensalltag, Unsicherheit, Rückzug, vielleicht Einsamkeit oder Verlust, das Gefühl von Perspektivenlosigkeit. Wir erleben weiterhin eine Zeit, in der sich viele der als bisher selbstverständlich erachteten Lebensgewohnheiten ändern, in Frage gestellt werden. Distanz und Trennung, Sorgen und Existenzängste haben einer Unbeschwertheit, die uns nicht bewusst war, Platz gemacht. Die einen Menschen sind mehr als je beruflich gefordert, die anderen hoffen, endlich wieder ihrer beruflichen Bestimmung nachgehen zu dürfen. Zahlreiche Menschen scheinen in einem Schatten zu stehen, von dem wir alle nicht wussten, dass es ihn gibt. Doch Schatten gibt es nur dort, wo auch Licht ist.


Immer wieder kommt mir das Symbol einer Geburt in den Sinn. Wir sind mittendrin, scheinen oftmals gefangen von den Wehen, dem Schmerz, der Angst, dann gibt es wieder Phasen des Loslassens, der kurzen Entspannung, des Ausatmens. Für manche Menschen ist die Geburt leichter, für manche schwerer. Wir alle wissen nicht, wie lange sie dauert. Doch das Trostvolle ist: Am Ende einer Geburt steht die Hoffnung. Die Hoffnung auf etwas Wundervolles, auf eine Liebe, die sich aus einer neu gewonnenen Perspektive auf besondere Weise entwickeln kann.


Es ist also die Frage, wie wir diese Zeit aus unserer ganz persönlichen Sicht mit kleinen Alltagslichtern beleuchten können, um sie besser zu überstehen: Was bereitet uns trotzdem Freude? Gibt es etwas, das wir gerne tun, auch wenn es vielleicht ungewöhnlich erscheint? Sinnvoll oder sinnhaft ist das, was uns hilft. Ich freue mich beispielsweise jeden Morgen über die Amseln und Meisen an unserem Vogelhäuschen, über ihr wachsendes Zutrauen, wenn ich frisches Futter hineingebe. Das ist für mich schon ein ganz besonderer Schatz für den Tag, erwärmt mein Herz und ich bin dankbar, diese Momente zu Tagesbeginn erleben zu dürfen.


Nicht jeder Mensch ist in der Verfassung oder fühlt sich gerade dazu fähig, für diese Dinge dankbar zu sein, wenn das große Ganze des Lebensalltags durch die derzeitigen Rahmenbedingungen in Frage steht oder die Ängste einfach zu überwältigend sind. Ich bin sicher, dass wir - nicht immer, aber doch immer wieder - lernen können, unsere Liebe in den kleinen Dingen zu sehen und zu finden. Niemand ist dabei wirklich allein. Wir haben die Chance, uns durch die jetzige Situation vielleicht auf andere Weise zu verbinden als zuvor, besonders im Herzen: Weil uns bewusst wird oder ist, was uns wirklich ausmacht, was uns wirklich wichtig ist, was wir vermissen, wonach wir uns zurücksehnen, was wir bewahren möchten. Weil wir über einen längeren Zeitraum erfahren, dass wir uns auch sehr nah sein können in unseren Gedanken.


Es ist wichtig, das Gefühl von Verbundenheit aufrecht zu erhalten. Ein jeder trägt mit seinen kleinen Alltagslichtern dazu bei. Für sich und somit auch für alle anderen.


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