Die Brücke ist die Angst. Wie wir Macht und Ohnmacht neu betrachten können und uns gemeinsam davon mehr und mehr befreien.
Wir können Macht und Ohnmacht im Außen gerade sehr in vielfältigen politischen Systemen erleben. Aber wo finden wir Macht und Ohnmacht in uns?
Da es mir immer wieder und mehr und mehr um das Ausbalancieren in uns und damit auch im Außen geht, macht es Sinn, sich einmal selbst das Thema "Macht und Ohnmacht" anzusehen und vielleicht Aspekte aufzudecken, die einem helfen, über die Wahrnehmung in eine innere Harmonisierung zu kommen, weg von einer Positionierung.
Eines haben Menschen, die sich sehr auf der einen oder anderen Seite befinden, gemeinsam: Sie haben Angst: Angst, Macht zu verlieren, Kontrolle zu verlieren, denn was bleibt dann noch übrig? Menschen, die sich sehr an ihre Macht halten, tun sich oftmals schwer, ein anderes Gefühl zu finden, das sie erfüllt. Sie kennen die Macht, sie kennen die dort bestehenden Spielregeln, sie fühlen sich sicher. Auf der anderen Seite haben auch die Menschen in ihrer Ohnmacht Angst: Angst, gegen eine bereits bestehende Macht nicht ankommen zu können, Angst, sich überhaupt in eine Bewegung zu bringen, die unter Umständen Veränderung hervorruft, Angst vor Entscheidungen. Auch da fehlen oftmals Gefühle, die diese Ohnmacht mindern können: Glaube an sich und seine innewohnende Kraft, Verbundenheit zu sich selbst, zu anderen Menschen.
Macht ist auch dort, wo wir sie vielleicht nicht so vermuten. Macht kann Schweigen sein. Macht kann in der Spiritualität vorkommen, wenn sie dazu verwendet wird, Menschen abhängig zu machen oder zu manipulieren. Macht kann Lehren sein, wenn es um das Belehren geht, nicht um das Teilen von Wissen oder Erfahrung. Macht kann wie gleichzeitig vorkommen, wenn aus der Ohmacht ein Wutausbruch entsteht, der andere in die Ohnmacht bringt und sich gleichzeitig machtvoll anfühlt. Macht kann auch entstehen, wenn wir nicht annehmen können, sondern immer geben, dann bleibt die Kontrolle auch bei uns und wir fühlen uns erhaben. Und Ohnmacht? Wenn sie sich in Menschen ausdehnt, so übernimmt sie quasi die Erklärung für alles, man überlässt die Entscheidungen für das eigene Leben anderen.
Macht ist oftmals bei uns noch verknüpft mit der Rolle des "Täters", Ohnmacht mit der Rolle des "Opfers". Wenn wir aber erkennen, dass letztlich beide Aspekte mit Angst verbunden sind, und das erst einmal möglichst wertfrei betrachten, so können wir uns ja fragen, wo wir uns selbst noch in der Macht oder Ohnmacht wieder finden. Und wenn es gerade einige Menschen gibt, die ihre Macht sehr ausdrücken und ausleben, vielleicht auch, weil sie Angst haben, dass sich etwas verändern könnte, das sie nicht immer im Griff haben, so ist es eine Chance für uns, uns aus den Aspekten zu befreien und zu lösen, die uns noch ohnmächtig sein lassen. Für uns selbst und für uns alle in der Menschheitsfamilie. Nicht gegen die Macht, sondern für uns.
Wie oft am Tag reisen unsere Gedanken zu Themen oder Situationen unseres Lebens, in denen Macht und Ohnmacht als klare Parameter vorkommen, schwarz und weiß? Es kann schon helfen, dort einmal hinzuschauen, hinzuspüren und neu wahrzunehmen, dann lösen wir uns aus der Starre dieser beiden Aspekte und dies kann ein Beginn für eine Veränderung in uns sein, ein Loslösen von einem alten Konzept.
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